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Statement

zum KOKOLORES Ausstieg

Ihr Lieben,

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Nach langem Überlegen habe ich mich schweren Herzens dazu entschieden mit sofortiger Wirkung Kokolores zu verlassen.

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Wie es mit Kokolores weiter geht wird die Band euch selber mitteilen.

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Glaubt mir, ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht.

Ich weiß, dass ich nicht nur meinen Bandkollegen, sondern auch vielen von Euch damit vor den Kopf stoße, aber manchmal muss man einfach an sich denken und aufhören sich zugunsten anderer zu verbiegen, denn das ist auf Dauer nicht gesund.

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Ich bin jetzt Mitte 50 und mehr als die Hälfte meines Lebens Sängerin. Ich liebe Musik, habe diese zu meinem Hauptberuf gemacht und in dieser Zeit sehr viel gesehen, erlebt und daraus gelernt.

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Mit Kokolores bin ich im Laufe der letzten neun Jahre durch viele Höhen aber auch Tiefen gegangen. 2015, nach meiner Session als Sängerin der KG Regenbogen mit „Natürlich sexy“, bin ich mit Kokolores im Karneval angetreten um gemeinsam mit dem Publikum Spaß zu haben. Natürlich war man neugierig auf die neue Band mit der Sängerin und ein einige mutige Vereine buchten uns auch quasi „blind“.

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Wir hatten ein paar richtig schöne Lieder im Gepäck und ich freute mich auf eine aufregende und unbeschwerte Reise.

Aufregend war meine Reise. Unbeschwert leider nicht.

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Ich habe schnell gemerkt, dass Karneval in Düsseldorf alles andere als nur Spass ist.

Beim CC hatte es gerade den großen Knall mit dem Weggang von Präsident und Geschäftsführer gegeben.

Die Karten wurden teilweise neu gemischt und schnell konnte man sehen, dass die Kappe weit mehr als ein karnevalistisches Accessoire sondern vielmehr, zumindest für einige sehr engagierte Träger, ein Symbol für Ansehen, Einfluss und Macht ist.

Es ist eben nicht so, daß jeder der ein Ehrenamt im Karneval ausfüllt dieses aus reiner Menschenliebe tut. Bitte nicht falsch verstehen… Die Mehrzahl der Karnevalisten ist herzensgut und gehört nicht zu dieser „Alphamännchen“ Gattung.

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Ich bin nicht naiv und es ist mir klar, dass es natürlich auch - bei manchem vor allem - um Geld geht, schließlich muss ich ja selber mit Musik Geld verdienen.

Die Dimension in der der Kuchen ganz klar vorverteilt war und um jeden Krümel gekämpft wird, die war mir nicht bewusst, auch nicht nachdem mir ein verdienter Karnevalist sagte, daß wir dem Konkurrenzkampf zwischen den Bands nicht entkommen könnten.

Es dämmerte mir als ein Musiker Kollege mir steckte, daß es nur einen Weg für nachhaltigen Erfolg gibt den man entweder beschreitet oder scheitert.

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Die Zahl derer die im Düsseldorfer Karneval die Fäden ziehen ist an kaum zwei Händen abzuzählen.

Deren Bild des Düsseldorfer Karnevals ist der angesagte Mainstream. Du machst mit oder bist nicht Teil des Ganzen. Sie sind die „Elite“, die Aushängeschilder, die Macher und Verhinderer. Da werden ganz selbstverständlich Spotlights für sich und die eigene Gefolgschaft reserviert und auf keinen Fall geteilt, schon gar nicht mit Kritikern.

Willst Du ein bisschen mitspielen, solltest Du ihnen nach dem Mund reden, sie immer und überall loben und ihre Meinung teilen. Am besten spülst Du ihnen noch ein bisschen mehr Geld in die Taschen.

Sie sind nicht für den Düsseldorfer Karneval angetreten sondern in erster Linie für sich. Sie ändern nichts am Status Quo sondern melken die Kuh solange sie Milch gibt.

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Harte Worte, ich weiß.

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Ich habe nicht bedingungslos mitgespielt. Ich habe nicht immer den Mund gehalten wenn es bequemer gewesen wäre dies zu tun, allerdings geschah das nur privat und nie im Namen der Band.

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Warum ticke ich so wie ich ticke?

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Meine Eltern haben mich dazu erzogen für meine Meinung einzustehen, gegen Ungerechtigkeit zu kämpfen, mich nicht bevormunden zu lassen und nicht einfach mit der Masse mitzulaufen, mir mein eigenes Bild von Sachverhalten zu machen. Ganz wichtig war es dabei immer jedem mit dem gleichen Respekt entgegenzutreten den ich auch für mich einfordere.

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Im Gegensatz zu dem was mir die immer gleichen Nörgler in den Social Media Kanälen vorwerfen, kann ich nicht nur Kritik verteilen sondern auch sehr gut einstecken und reflektieren.

Ich besitze eine respektvolle Diskussionskultur und kann generell trotz inhaltlicher Differenzen weiterhin freundschaftlich mit meinen Mitmenschen umgehen. Es gibt unzählige Beispiele in meinem direkten Umfeld bei denen unsere z.B. politische Meinung weit auseinander geht und wir trotzdem befreundet sind.

Eigentlich doch keine schlechten Voraussetzungen um im Karneval anzutreten oder?

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Ich habe den Karneval in der vergleichsweise kurzen Zeit meiner aktiven Beteiligung wirklich schätzen und lieben gelernt. Ich bin unzähligen liebenswerten und hoch engagierten, teils über ihre Belastungsgrenzen hinaus, Menschen begegnet. Mir liegt wirklich viel daran, daß der Düsseldorfer Karneval weiter besteht und sogar immer besser wird.

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Leider ist der Status Quo ernüchternd…

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- Sehr viele Vereine wissen nicht mehr wie sie ihre Sitzungen finanzieren sollen

- Es gibt kaum finanzierbare Locations für die Sitzungen der Vereine

- Der überwiegende Teil des Karnevalspublikums sind nur noch sich gegenseitig besuchende Vereine

- Die Programme der meisten Sitzungen ähneln sich zu stark. Dies führt nicht unbedingt zu mehr verkauften Tickets.

- Selbst der Düsseldorfer Regionalsender spielt im Karneval mehr Pop, Ballermann und Köln als eigene Düsseldorfer Lieder oder das Mottolied der Stadt

- die regionale Print Berichterstattung ist mehr als dürftig. Es reicht eben nicht nur die Pressemitteilungen abzudrucken.

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Ich wollte mit meiner Band immer Teil des Ganzen sein. Ich wollte mit unserer Musik dazu beitragen, daß auch die Düsseldorfer Karnevalsmusik mehr Anerkennung bekommt. Wir haben hier nämlich wirklich gute Musik, wenn auch lange nicht so viel wie in Köln.

Es ist uns aus meiner Sicht nie wirklich gelungen.

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Die zu Anfang wirklich vielen Buchungen wurden im Laufe der Jahre, konträr zum persönlichen Feedback des Publikums, immer weniger. Woran liegt das?


Natürlich könnte es an der Musik liegen. Da wage ich aber mal zu behaupten, daß das nicht der Grund ist, denn unsere Musik läuft nicht nur „überall“ sondern wird auch gerne von diversen Tanzgruppen genutzt.

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Liegt es an mir als Frontfrau? Vielleicht. Ich bin wie ich bin und das mag nun mal nicht jeder. Vielleicht konnte ich das Publikum live nicht für uns gewinnen.

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Wenn aber der Erfolg der Band von meinen privaten politischen Äußerungen oder meiner kritischen Haltung gegenüber der Strukturen im Düsseldorfer Karneval abhängt, dann läuft hier was gehörig falsch.

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DA MACH ICH NICHT MIT.

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Ich werde nicht schweigen um mehr aufzutreten und ich kann niemand zwingen sich gegen den Mainstream zu stellen um uns zu buchen.

Es geht mir nicht darum Recht zu haben. Das habe ich sicherlich nicht immer.

Aber ich habe das Recht auf freie Meinungsäußerung.

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Es tut mir leid um all die lieben Menschen, die ich auf der Reise durch den Karneval getroffen und lieben gelernt habe. Einige sind echte Freunde geworden und werden das auch bleiben.

Ich werde natürlich weiter Musik machen, denn das ist mein Beruf. Wen es interessiert wie es weiter geht, der ist herzlich eingeladen mir weiter auf Social Media zu folgen.

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Den aktiven Karnevalisten möchte ich noch etwas mitgeben…

Erweckt euer Selbstbewusstsein neu. Überlegt was ihr wollt und nicht was man euch sagt dass es das ist. Es gibt viele Wege Sitzungen zu gestalten. Seid kreativ. Gebt Nachwuchs, Newcomern und Outsidern eine Chance. Je einzigartiger das Konzept und Programm umso mehr Interesse wird es wecken. Eine Pause zwischen zwei Acts ist kein Versagen sondern eine gute Gelegenheit zum Pipi machen und vor der Türe Rauchen. Die Künstler werden dankbar sein für einen gut gefüllten und aufmerksamen Saal.

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Und weil mir der Karnevals Nachwuchs so sehr am Herzen liegt…

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Bitte liebe Vereine, versucht doch in euren Veranstaltungen dem Nachwuchs Platz einzuräumen! 1-2 Programmpunkte am Anfang des Programms sollten doch überall drin sein. Bei Pänz in de Bütt warten junge Talente auf Bühnen um sich auszuprobieren und es gibt so viele fantastische Kinder- u. Jugendtanzgruppen die sich über Auftritte freuen würden. All diese jungen Menschen beschäftigen sich, genau wie ihr, 365 Tage im Jahr mit Karneval und werden nicht selten nach unzähligen Proben nur 2,3 mal eingesetzt. Das ist frustrierend und wundert nicht wenn Nachwuchs verloren geht.

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An all die Bands die am Start sind und noch kommen…

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Ich wünsche Euch viel Spaß, Glück und ein dickes Fell. Haltet zusammen statt euch zu bekämpfen!

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Ich bin jetzt raus. Macht es gut. Ich schicke euch ein letztes leises Helau!

Statement: Über uns
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