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Ich bin so wütend und gleichzeitig leer


Ich hatte mir fest vorgenommen den Mut nicht zu verlieren. Ich bin eigentlich immer die die positiv denkt, anderen Mut gibt und sie bewegt weiter zu machen. Aber nach nunmehr fast 14 Monaten im dauerhaften Arbeitsverbot, nach einem Jahr und zwei Monaten nur mit Mini Job, ohne sonstiges Einkommen und ohne den Bezug des sowieso total deplatzierten ALG II (Hartz IV) fühle ich mich einfach nur noch leer.


Ich kämpfe seit Monaten mit Kollegen und Leidensgenossen anderer Branchen um Gehör. Wir kämpfen für gerechte Hilfen und dafür daß diese schnell gezahlt werden.

Und wir kämpfen für Perspektiven. Für sinnvolle und sichere Öffnungsstrategien.


Egal wer aus der Politik mit uns redet, alle sind immer wahnsinnig verständnisvoll und angeblich bemüht. Wenn was nicht so hinhaut wie man es uns zum x-ten Mal versprochen hat, dann sind es die anderen, die Opposition oder gar die EU die die Umsetzung so schwer machen.


Mit Verlaub, ich kann den ganzen Scheiss nicht mehr hören und nicht mehr sehen. Wenn diese satten und verlogenen Politiker Abend für Abend ihre dämlich grinsenden Wohlstandsgesichter in die Kamera halten wird mir einfach nur noch speiübel.


Ich bin zu einer Erkenntnis gelangt. Ich, wir, Kultur sind ihnen schlichtweg EGAL. Wir sind der für die Regierung offensichtlich am leichtesten zu verkraftende Kollateralschaden. Man hat uns aufgegeben, vielleicht nie ernsthaft auf dem Zettel gehabt. All die Einzelunternehmer und diese lästigen Ich-AGs, die kann man bei der Gelegenheit gleich mit entsorgen.


Ich musste mich im Laufe des letzten Jahres sehr oft von allen möglichen Seiten mit Dreck bewerfen lassen, sogar von vermeidlich guten Bekannten. Man hat mir vorgeworfen nicht ordentlich für mein unternehmerisches Risiko vorgesorgt zu haben, stur auf meinen Künstlerprivilegien zu beharren anstatt mir endlich eine ordentliche Arbeit zu suchen und so weiter und so weiter...


Ich habe mich davon nicht beirren lassen, dachte ich. Aber steter Tropfen höhlt offensichtlich den Stein.

Ganz viel von diesem Frust habe ich wortwörtlich in mich reingefressen. Meine Kampfeslust wird langsam aber sicher von purer Verzweiflung abgelöst. Noch nie zuvor in meinem Leben habe ich mich so leer und hilflos gefühlt.


Heute ist der 21.04.2021. Ich habe zuletzt Anfang März 2020 Geld mit meinem Beruf, meiner Berufung, verdient. Seither darf ich das auf Anordnung des Staates nicht tun. Nicht eingeschränkt.

Nicht mit Hygienekonzept.

Nicht mit Tests.

GAR NICHT! Wir, die Kultur, sind zu fast 100% kalt gestellt.

Natürlich gibt es Ausnahmen. Das sind aber nicht die vielen Künstler wie ich, die Künstler für die "kleinen" Veranstaltungen. Die Hochzeitssänger oder die die zu Onkel Ferdis 70. Geburtstag seinen Lieblingssong singen. Die jedes Schützenzelt zum Kochen bringen oder im Karneval über die Bühnen tingeln. Wir laufen nicht in der Dauerrotation im Radio und wir haben keine Millionen zur Seite gelegt. Wir verdienen seit 14 Monaten NICHTS. GAR NICHTS.


Unser Job macht uns Spaß, ja das ist ein Privileg. Aber nur weil er uns Spaß macht ist er KEIN HOBBY!

Wir haben damit unser Leben finanziert, unsere Familien ernährt und nicht zu knapp Steuern gezahlt. Wir sind es gewohnt auch mal schlechtere Zeiten durchzustehen und lagen dann nie dem Staat auf der Tasche. Aber das hier ist anders!

Wir haben uns nicht verkalkuliert. Wir arbeiten nicht zum Wohle unserer Mitmenschen. Der Staat hat uns darum "gebeten" und wir haben uns gefügt.

Wir brauchen Hilfe. Nein, eigentlich sollten wir Schadenersatz fordern. Wir haben nichts falsch gemacht.

Es ist schlichtweg nicht unsere Schuld daß wir nicht arbeiten dürfen.


Keiner hat sich im letzten Jahr so viele schlüssige Hygienekonzepte einfallen lassen wie Gastronomie, Eventbranche und Kultur. Aber egal was wir tun, wir werden einfach nur kaltgestellt.


Es ist erbärmlich.




Ich habe heute Bescheid bekommen, daß mein Antrag auf Neustarthilfe einer eingehenden Prüfung unterzogen wird und das noch dauern wird.

Das könnte eine Stichprobe sein.

Es könnte aber auch ein konkreter Betrugsverdacht geprüft werden.

Um was es sich bei mir handelt, keine Ahnung.

Schließlich bekommt man als wertloser Bittsteller in Deutschland nur standardisierte Antwortschreiben.

Um das gleich klar zu stellen, ich bin mir keiner Schuld bewußt. Wie auch? Schließlich mußte ich den Antrag, nach langem Hin- und Her, durch meinen Steuerberater erstellen und einreichen lassen.


Mir platzt jetzt wirklich der Kragen! Warum stehe ich bei allem was ich tue unter Generalverdacht? Über mir schwebt seit Beginn der Pandemie das Damoklesschwert des Subventionsbetruges. Sie, Herr Altmeier, Sie ändern quasi täglich die Konditionen, die FAQ, die Zugangsvoraussetzungen.


Dabei ist es eigentlich ganz einfach...

Ich darf nicht arbeiten.

Ich muß Ihnen gar nichts beweisen. Sie müssen mich entschädigen!


Das musste mal raus ;-)

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